Statistik der Tourismusinvestitionen

Das Bundesamt für Statistik (BFS) publiziert 2020 im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) erstmals eine Statistik zu den Tourismusinvestitionen. Diese soll künftig jedes Jahr im September im Rahmen des Fachbereichs 10 «Tourismus» veröffentlicht werden. Damit wird das statistische Angebot zu den monetären Aspekten des Tourismus ergänzt.

Das sozioökonomische Umfeld des Schweizer Tourismus wandelt sich ständig. Neue Destinationen und touristische Erschliessungen schaffen neue Konkurrenz. Die Konsumgewohnheiten, Bedürfnisse und Anforderungen der Gäste verändern sich, nicht zuletzt durch die demografische Entwicklung. Neue Technologien wie die Digitalisierung treten auf den Plan, und die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen (globales Wachstum, Wechselkurse) unterliegen einem stetigen Wandel. Dazu kommt der Klimawandel: Er stellt die touristischen Akteure vor neue Herausforderungen (steigende Temperaturen, Rückgang der Schneedecke usw.). Um in diesem Umfeld bestehen zu können, müssen die Rahmenbedingungen kontinuierlich evaluiert und verbessert und der Produktionsapparat laufend angepasst und modernisiert werden. Investitionen spielen dabei eine zentrale Rolle. In den Bergregionen sind die Investitionen in die touristische Infrastruktur aufgrund der Topografie und der angebotenen Aktivitäten seit Langem von grosser Bedeutung. Diese Bedeutung ist infolge des Klimawandels und des durch die stagnierende Anzahl Schneesportlerinnen und Schneesportler verschärften Wettbewerbs in jüngster Zeit noch gestiegen.

Eine Statistik zu der Art und Höhe der touristischen Investitionen dient somit dem Verständnis der Lage und Entwicklung des Tourismussektors in der Schweiz. Ausserdem dürfte sie eine wertvolle Hilfe bei der Umsetzung und Evaluation von Investitionsförderungsmassnahmen sein. Schliesslich könnte auch der Beitrag des Tourismus zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung besser erfasst werden.

Trotz ihrer offenkundigen Bedeutung fehlt eine solche Statistik in der Schweiz bis heute. Um diese Lücke zu schliessen, hat das SECO die Sektion Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung des BFS beauftragt, eine Statistik der touristischen Investitionen zu erstellen. Mit dem Aufbau einer Statistik über die Investitionen in die Beherbergungs-, Freizeit-, Tourismus- und Verkehrsinfrastruktur in den Tourismusgemeinden sowie auf kantonaler Ebene in den Kantonen Graubünden, Uri und Wallis für den Zeitraum 1995–2017 wurde ein erster Schritt in diese Richtung getan. Die Daten zu den Investitionen stammen aus der Baustatistik. www.statistik.ch → Statistiken finden → Bau- und Wohnungswesen → Bau­tätigkeit, Bauausgaben → Bauausgaben Die Definition der Tourismusgemeinden stützt auf die Gemeinde­typologie 2012 ab. www.statistik.ch → Statistiken finden → Querschnittsthemen → Räumliche AnalysenR Räumliche Gliederungen → Räumliche Typologien

Das vorliegende BFS Aktuell beschreibt die durchgeführten Arbeiten zur Erstellung dieser Statistik und deren Ergebnisse. Die Publikation ist wie folgt aufgebaut: Nach der Vermittlung der nötigen konzeptuellen Grundlagen werden die verwendeten Informationsquellen und die davon abhängigen methodischen Entscheide diskutiert. Anschliessend werden die erzielten Resultate vorgestellt. In den Schlussbemerkungen werden die wichtigsten Eckdaten der neuen Statistik rekapituliert, deren Stärken und Schwächen diskutiert und Möglichkeiten zur weiteren Optimierung aufgezeigt.

1.1 Statistische Definitionen und Konzepte

In diesem Abschnitt werden die Begriffe «Tourismus» und «Tourismusinvestitionen» aus statistischer Sicht, gestützt auf internationale Normen und Empfehlungen definiert.

Nach dem ESVG 2010 sind Vermögenswerte Wertaufbewahrungsmittel, aus deren Besitz oder Nutzung die Eigentümer während eines bestimmten Zeitraums wirtschaftliche Vorteile erzielen können. Anlagegüter sind produzierte, nichtfinanzielle Vermögenswerte, die länger als ein Jahr wiederholt oder dauerhaft in Produktionsprozessen eingesetzt werden. In der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Schweiz sind die Anlagegüter in die Kategorien Ausrüstungen und Bau unterteilt.

1.1.1 Definition des Tourismus

In der Statistik wird der Begriff «Tourismus» definiert als Reisen von Personen ausserhalb ihres gewohnten Lebensumfeldes für einen Zeitraum von weniger als einem Jahr. Der Reisezweck ist nicht zentral, ausser wenn die Reise erfolgt, um vor Ort einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen. In diesem Fall gilt die Reise nicht als touristisch. Eine Saisonarbeiterin oder ein Saisonarbeiter kann also nicht mit einer Touristin oder einem Touristen verwechselt werden. Andererseits sind Geschäftsreisen in der statistischen Definition des Tourismus erfasst, wenn sie die Kriterien bezüglich Distanz und Reisedauer erfüllen.

Obwohl der Tourismus auf internationaler Ebene definiert und diskutiert wird, fehlt er in den offiziellen Klassifikationen der Wirtschaftszweige. In der Allgemeinen Systematik der Wirtschaftszweige (NOGA) der Schweiz findet sich kein Abschnitt «Tourismus». Dies hat konzeptionelle Gründe und erklärt sich dadurch, dass Angebot und Nachfrage im Tourismus nicht von definierten Produkten abhängen, sondern davon, wer sie kauft oder konsumiert. Die Tourismusstatistik unterscheidet jedoch touristische Branchen von anderen Branchen und anerkennt damit deren besonderen Bezug zum Tourismus. Beispiele hierfür sind die Branchen «Beherbergung», «Verpflegung in Gaststätten und Hotels» sowie «Passagierverkehr». Diese Branchen zeichnen sich generell durch relativ hohe touristische Anteile an ihrer gesamten Wertschöpfung aus. Diese Anteile werden im Satellitenkonto Tourismus (TSA) berechnet, das deshalb ein «Satellit» ist, weil es nicht zum Kern der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung gehört, aber auf deren Grundsätzen und Ergebnissen beruht. Das TSA stellt in Form eines Tabellensystems grundlegende Informationen zur touristischen Nachfrage, Wertschöpfung und Beschäftigung bereit, um die volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus abzubilden. In der Schweiz wird etwa alle 3 bis 4 Jahre ein TSA publiziert, letztmals für das Bezugsjahr 2014.

1.1.2 Der Begriff «Tourismusinvestition»

Tabelle 8 des TSA-Handbuchs zeigt die touristischen Brutto­anlageinvestitionen, für die im Folgenden der weniger technische Begriff Tourismusinvestitionen verwendet wird. Dazu gehören die tourismusspezifischen Anlagegüter (z. B. Reisebusse für Ausflüge, Hotels, Kongresszentren, Skilifte, Ferienhäuser) und die Investitionen der touristischen Branchen in nichttourismusspezifische Anlagegüter (z. B. der Kauf von Waschmaschinen durch Hotels, der Kauf von Computern und Software durch Reisebüros). Mit Ausnahme der Ferienhäuser sollten sich die Tourismusinvestitionen auf Anlagegüter beziehen, die von Inländern bewirtschaftet werden.

Bei der Messung der Tourismusinvestitionen sollten idealerweise auch die Investitionen in tourismusverwandte Infrastrukturen (z. B. Flughäfen, Strassen, Spitäler), die fast ausschliesslich dem Tourismus dienen, berücksichtigt werden, sofern sie eindeutig identifiziert werden können. Hingegen fallen nichtproduzierte nichtfinanzielle Vermögenswerte wie Grundstücke, Markenrechte usw. nicht unter die internationale Definition der Tourismusinvestitionen. Vereinbarungsgemäss sind Marken in den Volkswirtschaftlichen Gesamt-rechnungen nicht das Ergebnis eines Produktionsprozesses.

2.1 Methodik

Die neue Statistik der Tourismusinvestitionen soll eine Daten­lücke schliessen. Im statistischen Idealfall wäre auf stark auf­geschlüsselter Ebene bekannt, welche Branche in welche Anlagegüter investiert, und die touristischen Anteile dieser Investitionen wären ebenfalls ersichtlich. Wobei a priori ein Unterschied besteht gegenüber dem Anteil des Tourismus an der Bruttowertschöpfung, der im TSA für eine Reihe von Branchen ­berechnet wird. Leider sind diese Informationen in der Schweiz nicht verfügbar. Sie müssen deshalb auf anderem Weg beschafft werden. Wir haben insofern Glück, als mit der Baustatistik eine zuverlässige Datenquelle mit einer sehr breiten Abdeckung und einer hohen geografischen Auflösung zur Verfügung steht. Ausserdem sind vergleichsweise lange Zeitreihen verfügbar, so dass die zeitliche Entwicklung der Investitionen verfolgt werden kann. Die Gemeindetypologie wiederum gibt Aufschluss darüber, in welchen Gemeinden der Tourismus eine zentrale Rolle spielt. Die Angaben zu den Tourismusgemeinden werden im TSA bereits zur Berechnung des Tourismusanteils an der Beschäftigung in der Schweiz verwendet. Somit besteht die Möglichkeit, durch Verknüpfung der Angaben aus diesen beiden statistischen Quellen die Investitionen in den Tourismusgemeinden zu identifizieren. Bei einer Reihe von Anlagegütern wird sodann von der Annahme ausgegangen, dass die Investi­tionen in diese Anlagegüter in den touristischen Gemeinden einen starken Tourismusbezug haben. Die Informationen der Gemeindetypologie ersetzen gewissermassen die Informationen über den Tourismusanteil. Diese Annahme ist zwar weniger pertinent, wird bei der Analyse der Investitionen in diese Anlagegüter für die Kantone Graubünden, Uri und Wallis jedoch beibehalten.

Die Statistik der Tourismusinvestitionen weist nur die nominalen Investitionsausgaben aus. Das bedeutet insbesondere, dass die Werte der (seit 1995) veröffentlichten Zeitreihen nicht um die Preisentwicklung bereinigt sind. Dies ist theoretisch ein Nachteil, der im vorliegenden Fall aber relativiert werden muss. Tatsächlich sind die Produktivitätsgewinne im verarbeitenden Gewerbe (das Ausrüstungsgüter herstellt) höher als in der Baubranche, die nach wie vor arbeitsintensiv und dem internationalen Wettbewerb weniger stark ausgesetzt ist. Die neue Statistik ist jedoch eine Statistik der Tourismusinvestitionen im Baubereich. Gemäss Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung blieb das Preisniveau der Bauinvestitionen zwischen 1995 und 2017 praktisch unverändert, während bei den Ausrüstungsgütern ein Rückgang um nahezu 10% verzeichnet wurde.

In den folgenden Abschnitten werden die beim Aufbau der Statistik der Tourismusinvestitionen genutzten Datenquellen und die gewählten Methoden erläutert.

2.1.1 Baustatistik

Beschreibung der Statistik

Die Baustatistik gibt Auskunft über die tatsächlichen baubewilligungspflichtigen Bauinvestitionen in einem bestimmten Jahr. Die statistische Abdeckung ist hoch, da die Stammdaten von den Gemeinden übermittelt und durch eine jährliche Erhebung der Infrastrukturprojekte verschiedener Datenlieferanten (Bund, Kantone, öffentlich-rechtliche Betriebe usw.) ergänzt werden. Detaillierte, den heutigen Standards entsprechende baustatistische Daten sind ab 1995 verfügbar.

Zu jedem Bauprojekt werden zahlreiche Informationen bereitgestellt. Für die neue Statistik sind vor allem folgende Angaben sinnvoll: die Bauausgaben im Berichtsjahr, der Typ des Bauwerks, der Typ des Auftraggebers, die Art der Arbeiten (Neubauten, Umbauten, Abbrüche) und die Art des Bauwerks (Hoch- oder Tiefbau). Die Baustatistik zeigt auch, wo die Investition getätigt wurde, was für dieses Projekt entscheidend ist. Die Angaben sind in der Regel auf Stufe Gemeinde verfügbar.

Die Baustatistik unterscheidet zwischen öffentlichen Auftraggebern (10 Typen) und privaten Auftraggebern (15 Typen). Der Auftraggeber ist die natürliche oder juristische Person, in deren Namen das Bauvorhaben durchgeführt wird. Er entspricht nicht zwingend dem Käufer bzw. den Käufern des Bauwerks. An einem Bauvorhaben können auch mehrere Auftraggeber beteiligt sein. Öffentlich-private Partnerschaften sind nicht zu erkennen. Aus diesen Gründen ist die Information zum Auftraggeber aus wirtschaftlicher Sicht nicht immer leicht zu interpretieren.

Die Statistik umfasst 48 Bauwerktypen, die in 11 Kategorien gegliedert sind. Von besonderem Interesse für den Tourismus sind die Bauwerkkategorien «Infrastruktur: übriger Verkehr und Kommunikation», «Kultur und Freizeit», «Wohnen» sowie «Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen». Zur letzten Kategorie gehören unter anderem die Bauwerktypen «Hotels, Restaurants».

Zweitwohnungen

Zweitwohnungen sind aufgrund der relativ neuen Gesetzeslage, aber auch, weil Ferienwohnungen besonders wichtige tourismusspezifische Anlagegüter darstellen, von besonderem Interesse.

Die Baustatistik sieht keinen gesonderten Bauwerktyp für Zweitwohnungen vor. Das Eidgenössische Gebäude- und Wohnungsregister (GWR) enthält jedoch das Merkmal «Nutzungsart der Wohnung», das für die Umsetzung des Zweitwohnungsgesetzes (ZWG) hinzugefügt wurde. Im GWR wird zwischen verschiedenen Nutzungsarten der Wohnungen unterschieden, einschliesslich der Nutzungsart «zeitweise bewohnt».

Es wäre zwar technisch möglich, die Investitionen gemäss Baustatistik mit den Wohnungen des GWR zu verknüpfen und Änderungen der Nutzungsart der Wohnungen im Laufe der Zeit zu analysieren, die Investitionen in Zweitwohnungen könnten aber trotzdem nicht gesondert ermittelt werden. Dies liegt daran, dass die Information zur Nutzungsart der Wohnungen erst ab Inkrafttreten des ZWG am 1. Januar 2016 im GWR verfügbar ist. Ausserdem gibt das Merkmal «Nutzungsart der Wohnung» im GWR nur dann die tatsächliche Nutzungsart einer Wohnung wieder, wenn die Gemeinden diese aktualisiert haben, wozu sie nicht verpflichtet sind.

Investitionen der Bergbahnunternehmen

Die Bergbahnunternehmen spielen eine Schlüsselrolle für das touristische Angebot und Potenzial vieler Alpenregionen. Aus diesem Grund ist es wichtig zu wissen, ob ihre Investitionen in der Baustatistik berücksichtigt werden und in welche Bauwerktypen sie gegebenenfalls investiert haben. Die Bergbahnunternehmen nehmen nicht an der jährlichen Erhebung der Baustatistik teil. Ihre Investitionen sind jedoch generell in den von den ­Gemeinden übermittelten Daten zu finden.

Im Rahmen der Entwicklung der Statistik der Tourismusinvestitionen wurde eine Bestandsaufnahme der Bauprojekte dieser Unternehmen im Zeitraum 2011–2015 gemacht. Nur etwa ein Drittel der entsprechenden Projekte sind ganz oder teilweise in der Baustatistik ausgewiesen. Umgekehrt enthält die Baustatistik Bauvorhaben, die im Rahmen der ­erwähnten Bestandsaufnahme nicht erkannt wurden. Bei den ermittelten Projekten handelte es sich am häufigsten um Bauwerke des Typs 56 «Freizeit- und Tourismusanlagen», gefolgt vom Bauwerktyp 41 «Bahnanlagen». Es kann jedoch nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass die Investitionen, die in der Baustatistik nicht auffindbar waren, tatsächlich nicht darin enthalten sind. Trotz aller Bemühungen ist es nicht immer möglich, einzelne Projekte zu identifizieren, vor allem, wenn sie Gegenstand mehrerer Baubewilligungen sind. Angesichts der Unsicherheiten und der Komplexität der Aufgabe wurde beschlossen, die Baustatistik nicht mit Daten zu den Investitionen der Bergbahnunternehmen aus anderen Quellen zu ergänzen.

Verwendung in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

Da die Baustatistik Auskunft über die baubewilligungspflichtigen Bauinvestitionen – d. h. die Ausgaben für permanente Bauten einer bestimmten Grösse – gibt, erscheint es sinnvoll, diese als Investitionen im Sinne der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu betrachten. Aus diesem Grund wird die Baustatistik in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Schweiz zur Publikation des Aggregats «Bau» der Bruttoanlageinvestitionen herangezogen. In der schweizerischen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung werden die Bauinvestitionen entweder nach institutionellen Sektoren (gestützt auf die Informationen zu den Auftraggebern) oder nach Bauwerk­kategorien (gestützt auf die Informationen zu den Bauwerktypen) auf stark aggregierter Ebene veröffentlicht. Ein institutioneller Sektor ist eine Gruppierung von gebietsansässigen statis-tischen Einheiten, die die gleichen Funktionen, das gleiche Verhalten und die gleichen Kernziele haben (z. B. der institutionelle Sektor der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften). Die gesamte Volkswirtschaft eines Landes umfasst fünf institutionelle Sektoren. Die Veränderung wird in Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu laufenden Preisen und zu Preisen des Vorjahres angegeben.

Der in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung veröffentlichte Wert für die Gesamtinvestitionen im Baugewerbe unterscheidet sich von jenem der Baustatistik dadurch, dass die Investitionen des Auftraggebers 63 «Internationale Organisationen, Botschaften» nicht berücksichtigt werden.

Datenwahl

Zu den tourismusspezifischen Anlagegütern gehören die Investitionen in den Bereichen «Passagierverkehr», «Beherbergung», «Freizeit, Kultur» sowie «Verpflegung in Gaststätten und Hotels». Verschiedene Bauwerktypen der Baustatistik haben einen Bezug zu diesen Bereichen. Um den Datenschutz, die Kohärenz der Zeitreihen sowie die Qualität und Relevanz der statistischen Informationen zu gewährleisten, wurden diese Bauwerktypen zu drei Hauptkategorien zusammengefasst:
– Touristische Beherbergung (95 «Hotels, Restaurants», 96 «Andere Beherbergungen») Eine Aufteilung der Kategorie 95 «Hotels, Restaurants» in Hotels und Restau-rants ist nicht möglich. Für die Ermittlung der Tourismusinvestitionen ist dies nicht ideal, da das Beherbergungs- und das Restaurationsgewerbe unterschiedliche Tourismusanteile ausweisen. Im TSA 2014 liegt der entspre-chende Tourismusanteil bei 100% bzw. 30,9%. Aufgrund der Zusammenarbeit mit den Tourismusgemeinden und -kantonen gehen wir jedoch davon aus, dass der Tourismusanteil des Restaurationsgewerbes typischerweise höher als diese 30,9% ist. ;
– Freizeit- und Tourismusanlagen, Kulturbauten (56 «Freizeit- und Tourismusanlagen», 58 «Kulturbauten, inkl. Museen, Bibliotheken und Denkmäler») Der Bauwerktyp 56 «Freizeit- und Tourismusanlagen» umfasst eine grosse Anzahl Sport-und Tourismusanlagen wie Kinos, Schwimmbäder, Spielplätze, Tennisplätze usw. Er enthält aber auch die Campingplätze und Berghütten und ergänzt damit die Bauwerktypen im Zusammenhang mit der touristischen Beherbergung. ;
– Verkehrsanlagen (41 «Bahnanlagen», 43 «Schiffsverkehrsanlagen», 44 «Flugverkehrsanlagen», 49 «Übrige Verkehrs­anlagen») Zu den tourismusspezifischen Anlagegütern gehören die Investitionen in Gebäude und Infrastruktur für den Personenfernverkehr. Eine entsprechende Unterteilung ist mit den Daten der Baustatistik jedoch nicht möglich. .

Diese Hauptkategorien werden weiter nach der Art der Bautätigkeit in Neubauten und Umbauten gegliedert. Zu den Umbauten gehören Renovationen, Erweiterungen, Sanierungen usw., aber auch Abbrüche. Hingegen wurde darauf verzichtet, sie nach dem Typ der Auftraggeber und der Bauart (Hochbau versus Tiefbau) abzubilden. Eine Unterscheidung zwischen öffentlichen und privaten Auftraggebern wurde zwar in Betracht gezogen, letztlich aber verworfen. In den untersuchten Regionen sind die öffentlichen Investitionen in die oben genannten Hauptkategorien im Allgemeinen niedriger (insbesondere im Bereich «Touristische Beherbergung») und weniger volatil als die privaten Investitionen.

Folgende Investitionen aus der Baustatistik werden nicht berücksichtigt:
– Wie in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung werden die Investitionen des Auftraggebers 63 «Internationale Organisationen, Botschaften» ausgeklammert, um Projekte in territorialen Exklaven nicht zu berücksichtigen. Im Jahr 2016 machten diese Investitionen 0,3% der Gesamtinvesti­tionen der Baustatistik aus.
– Die Investitionen in Bauvorhaben, die keiner bestimmten Gemeinde zugeordnet sind, weil sie die Gemeindegrenzen überschreiten, werden nicht berücksichtigt – auch nicht bei den Analysen auf Stufe Kanton (Graubünden, Uri, Wallis). Im Jahr 2016 machten diese Investitionen 9,9% der Gesamtinvestitionen der Baustatistik aus. Sie betrafen National- und Kantonsstrassen sowie Investitionen in Bahn-, Kommuni­kations- und Stromversorgungsanlagen.

Es wurden detaillierte Daten der Baustatistik der Jahre 1995 bis 2017 verwendet. Dies erlaubte es, Investitionsreihen für diesen Zeitraum zu erstellen.

2.1.2 Gemeindetypologie

Merkmale der Gemeindetypologien

Zwei Typologien geben Auskunft über den Stand der Gemeinden in jüngerer Zeit: die Gemeindetypologie 2000 und die Gemeindetypologie 2012. Sie unterscheiden sich durch unterschiedliche Methoden und Datenquellen. Die Gemeindetypologie 2000 basiert auf der Volkszählung 2000, während die Gemeindetypologie 2012 auf Daten verschiedener Statistiken (STATENT, STATPOP, HESTA) beruht, wobei jeweils der Mittelwert der Jahre 2011–2013 verwendet wurde.

Die Gemeindetypologie 2000 unterscheidet 22 Gemeinde­typen, die in 9 Hauptklassen zusammengefasst sind. Die Hauptklasse 5 «Touristische Gemeinden» umfasst die touristischen und die semitouristischen Gemeinden. Die Gemeindetypologie 2012 umfasst 9 Kategorien, die sich nach sozioökonomischen Kriterien in 25 Unterkategorien aufteilen. Der touristische Charakter einer Gemeinde wird anhand von zwei Schwellenwerten bestimmt. Der erste Schwellenwert ist relativ (Verhältnis der Hotellogiernächte zur Wohnbevölkerung ≥ 5), der zweite absolut (Hotellogiernächte ≥ 40 000). Die Parahotelleriestatistik (PASTA) ist erst seit 2016 verfügbar und stand deshalb für die Zwecke der Gemeindetypologie 2012 nicht zur Verfügung. Ausgehend von den 9 Gemeindekategorien kamen diese beiden Schwellenwerte lediglich bei den Gemeinden der Kategorien 13, 31 und 33 zum Einsatz. Aus dem Entscheidungsbaum der Gemeindetypologie 2012 mit 25 Kategorien gingen schliesslich die Kategorien 134, 314 und 334 hervor: «Städtische Tourismusgemeinde einer kleinen oder ausserhalb einer Agglomeration» (134), «Tourismusgemeinde eines ländlichen Zentrums» (314) und «Ländliche periphere Tourismusgemeinde» (334).

Während der Nutzungsdauer einer Typologie ist die Klassifizierung der Gemeinden statisch, d.h. sie ändert sich nicht, solange es keine Fusion gibt. Im Fall einer Fusion wird die Zughörigkeit der neuen Gemeinde auf der Grundlage der in der Typologie verwendeten Methodik und Daten neu bestimmt. Die neue Kategorie kann sich von den vorherigen unterscheiden.


Perimeter der Tourismusgemeinden

Die Abgrenzung der Tourismusgemeinden stützt sich auf die Gemeindetypologie 2012, Stand 1. Januar 2018. Insgesamt 73 der 2222 Gemeinden der Schweiz entfallen auf die Kategorien 134, 314 und 334. Die Karte zeigt ihre geografische Verteilung.

Wie zu sehen ist, liegen die als touristisch bezeichneten Gemeinden hauptsächlich in den Alpen. Sie sind somit teilweise identisch mit den Gemeinden in den betrachteten Kantonen (Graubünden, Uri, Wallis). 48 der 73 Tourismusgemeinden (etwa zwei Drittel) liegen in diesen drei Kantonen. Umgekehrt zählen 23% der Gemeinden im Kanton Graubünden, 10% der Gemeinden im Kanton Uri und 17% der Gemeinden im Kanton Wallis zu den Tourismusgemeinden.

Verwendung der Gemeindetypologie 2012

Da die Baustatistik auf dem jeweiligen zeitgenössischen Gemeindestand basiert, muss die Liste der Tourismusgemeinden rückwirkend bis 1995 angepasst werden. Ziel ist es, die Gemeinden zu ermitteln, die durch Fusion in den 73 im Jahr 2018 als touristisch ausgewiesenen Gemeinden aufgegangen sind. Dieser Schritt ist unerlässlich, um die Kohärenz der Investitionsreihe, die ein gleichbleibendes Gebiet abdeckt, aufrechtzuerhalten. Die so erzeugte Liste weist für das Jahr 1995 149 Gemeinden aus. Falls nötig, soll das statistische Gebiet bis zur nächsten, für 2025 geplanten Aktualisierung der Gemeindetypologie jährlich auf der Basis der Tourismusgemeinden gemäss neuem Gemeindestand aktualisiert und die Investitionsreihe neu berechnet werden. Unproblematisch ist a priori nur die Fusion von Tourismusgemeinden, da daraus eine neue Tourismusgemeinde hervorgehen sollte. In allen anderen Fällen ist bzw. wäre das Gebiet der Tourismusgemeinden vor und nach einer Fusion nicht mehr das gleiche. Im Falle einer Änderung kann die räumliche Kohärenz nur aufrechterhalten werden, indem die gesamte Investitionsreihe auf der Grundlage des neuen Gemeindestands neu berechnet wird.

Zwei Gründe sprechen für die Verwendung der Gemeinde­typologie 2012 anstelle der Gemeindetypologie 2000. Einerseits wird die Gemeindetypologie 2000 nicht mehr über den Gemeindestand per 1. Januar 2019 hinaus aktualisiert, was bei einer Gemeindefusion und damit der Schaffung einer neuen Einheit eindeutig ein Nachteil ist. Andererseits basiert sie auf überholten statistischen Informationen, die nicht mehr unbedingt die aktuelle Situation des Tourismus in der Schweiz widerspiegeln. Zu beachten ist indes, dass die Gemeindetypologie 2012 auf einem restriktiveren Konzept der Tourismusgemeinde beruht. So ist es aufschlussreich festzustellen, dass nach der Gemeindetypo­logie 2000 für den Gemeindestand per 1. Januar 2017 insgesamt 127 Tourismusgemeinden ausgewiesen werden, verglichen mit nur 72 nach der Gemeindetypologie 2012. Dies ist auf die methodischen Unterschiede zwischen den beiden Typologien zurückzuführen, namentlich auf die für die Typologie 2012 geltende Mindestschwelle von 40 000 Hotellogiernächten. Durch eine Gemeindefusion kann diese Schwelle erreicht werden, mit der möglichen Folge, dass eine neue Tourismusgemeinde entsteht. Dieser Fall ist bereits einmal eingetreten: Zwischen dem Gemeindestand per 1. Januar 2017 und dem Gemeindestand per 1. Januar 2018 ist aus der Fusion von Gemeinden, die nicht zu den Kategorien 134, 314 und 334 zählten, eine neue Tourismusgemeinde hervorgegangen.

3.1 Ergebnisse

Die Investitionen für das Jahr 2016 sind detailliert beschrieben, und für den Zeitraum 1995–2017 werden Zeitreihen der Tourismusinvestitionen präsentiert. Die Diskussion der Ergebnisse betrifft primär die Tourismusgemeinden.

3.1.1 Beschreibung der Investitionen

Tourismusgemeinden im Vergleich zur übrigen Schweiz

Tabelle T1 zeigt den Stand der Investitionen in den touristischen und nichttouristischen Gemeinden im Jahr 2016. Für jede der drei oben definierten touristischen Bauwerkkategorien werden die Investitionen in den touristischen und nichttouristischen Gemeinden sowie deren Anteile an den Gesamtinvestitionen nach Art der Gemeinde und nach Bauwerkkategorie angegeben.

Investitionen (Tausend Franken)
für vier Bauwerktypen in den Tourismusgemeinden
und in der Schweiz, 2016T1

Tourismus­gemeinden Übrige
Gemeinden
Schweiz
Anteil nach Bauwerk-kategorie
Touristische Beherbergung 193 718 710 030 903 748
Anteil nach Gebiet 21,4% 78,6% 100%
7,7% 1,4% 1,7%
Freizeit- und Tourismus­anlagen, Kulturbauten 63 526 875 027 938 553
6,8% 93,2% 100%
2,5% 1,7% 1,7%
Verkehrs­anlagen 175 327 1 760 093 1 935 420
9,1% 90,9% 100%
7,0% 3,4% 3,5%
Übrige Bauwerke 2 073 840 48 720 971 50 794 811
4,1% 95,9% 100%
82,7% 93,6% 93,1%
Total 2 506 411 52 066 121 54 572 532
4,6% 95,4%
100% 100%

Quelle: BFS – Baustatistik

© BFS 2020

Die Tourismusgemeinden verzeichneten im Jahr 2016 Bauinvestitionen in Höhe von 2,5 Milliarden Franken. 17,3% davon betrafen die touristische Beherbergung sowie Tourismus-, Freizeit- und Verkehrsanlagen. 61,2% der Investitionen wurden für Neubauten getätigt. Zum Vergleich: Die Bauinvestitionen in der übrigen Schweiz beliefen sich auf 52,1 Milliarden Franken. Davon entfielen 6,4% auf den Tourismussektor und 65,6% auf Neubauten. Erwartungsgemäss sind die Investitionen in die touristische Beherbergung und in Tourismus-, Freizeit- und Verkehrsanlagen für die touristischen Gemeinden von grösserer Bedeutung als für die nichttouristischen Gemeinden.

Während im Jahr 2016 4,6% der gesamten Bauinvestitionen in der Schweiz in touristischen Gemeinden getätigt wurden, belief sich dieser Anteil bei den Freizeit- und Tourismusanlagen sowie Kulturbauten auf 6,8%, bei den Verkehrsanlagen auf 9,1% und bei der touristischen Beherbergung sogar auf 21,4%. Das Gewicht der Tourismusgemeinden ist in der letztgenannten Kategorie also besonders ausgeprägt.

Neubauten versus Umbauten in den Tourismusgemeinden

In den Grafiken G1 und G2 werden die Investitionen in den Tourismusgemeinden aus Tabelle T1 in weitere Kategorien und Bauwerktypen aufgeschlüsselt. Dabei wird zwischen Neubauten und Umbauten unterschieden. Grafik G1 zeigt, dass der Hauptteil der Investitionen in Neubauten auf Wohnbauten und Einfamilienhäuser entfällt (insgesamt 68,5%). Der Anteil der drei touristischen Bauwerkkategorien beträgt hier lediglich 12,1%. Anders sieht das Bild bei den Umbauten aus, wie aus Grafik G2 hervorgeht. Der Anteil der drei touristischen Bauwerkkategorien steigt hier auf 25,5%, während jener der Wohnbauten und Einfamilienhäuser auf 42,3% zurückgeht.

3.1.2 Entwicklung der Tourismusinvestitionen

Zeitreihen für die Tourismusgemeinden

Die Grafiken G3, G5 und G6 zeigen die Entwicklung der Investitionen im Zeitraum 1995–2017 für die drei touristischen Bauwerkkategorien.

Über den ganzen Berichtszeitraum hinweg ist kein klarer Wachstumstrend zu beobachten. In jüngster Zeit, d.h. 2016 und 2017, stiegen die Investitionen (mit Ausnahme der Verkehrsanlagen 2017) an. Bauinvestitionen sind generell konjunkturabhängig. Öffentliche Investitionen sorgten zwar für eine gewisse Ankurbelung, doch sind die Wirtschaftskrisen der Mitte der 1990er-Jahre sowie Anfang und Ende der 2000er-Jahre in der Zeitreihe nach wie vor klar erkennbar. Die Investitionsspitzen stehen im Wesentlichen im Zusammenhang mit Neubauten.

Der Anteil der Tourismusgemeinden an den gesamten Bauinvestitionen sank zwischen 1995 und 2017 von 6,2% auf 4,4%. Im Jahr 2013 betrug dieser Anteil noch 5,5%. Der Rückgang des Anteils der Tourismusgemeinden seit 2013 ist nicht auf geringere Gesamtinvestitionen in die drei touristischen Bauwerk­kategorien zurückzuführen. Im Gegenteil, diese sind zwischen 2013 und 2017 in absoluten Zahlen und relativ betrachtet gestiegen. Der Rückgang hängt hingegen mit den Investitionen in Wohnbauten und Einfamilienhäuser in den Tourismusgemeinden zusammen, die in diesem Zeitraum 20,9% einbüsten. Der Rückgang der Investitionen in Neubauten (–25,8%) war viel stärker als der Rückgang der Investitionen in Umbauten (–3,2%).

Die Grafiken G4 und G7 enthalten die Gliederung der Investitionen in Neu- und Umbauten für die Verkehrsanlagen und die touristische Beherbergung.

Bei den Verkehrsanlagen zeigt sich, dass die Umbauten die Neubauten seit Ende der 2000er-Jahre klar übersteigen. Bei der touristischen Beherbergung ist ab Mitte der 2000er-Jahre das Gegenteil der Fall: Die Investitionen in Neubauten stiegen deutlich an, während das Investitionsniveau bei den Umbauten ziemlich stabil blieb.

Entwicklung auf kantonaler Ebene

Da zwei Drittel der Tourismusgemeinden in den Kantonen Graubünden, Uri und Wallis liegen, besteht ein Zusammenhang zwischen den Investitionen der Tourismusgemeinden und der Entwicklung der Tourismusinvestitionen in diesen Kantonen.

Dieser Zusammenhang ist in Grafik G8, die die Investitionen in die touristische Beherbergung für die drei Alpenkantone und die touristischen Gemeinden zeigt, klar ersichtlich.

Einige der beobachteten Entwicklungen in den Tourismus­gemeinden sind eindeutig mit der Entwicklung der Investitionen in den drei Alpenkantonen verbunden. So sind die Investitionsspitzen in den Jahren 2007 und 2011 im Wesentlichen auf die Investitionen in Graubünden zurückzuführen. Seit Ende der 2000er-Jahre ist auch im Kanton Uri eine Zunahme der Investitionen zu verzeichnen. Der Grund dafür ist ein Immobilien- und Tourismusgrossprojekt auf dem Gebiet der Gemeinde Andermatt, die zu den touristischen Gemeinden gehört, in das in den letzten Jahren massive Investitionen geflossen sind. Der schrittweise Anstieg des Investitionsvolumens im Kanton Uri schlägt sich in zunehmendem Masse in den Investitionen der touristischen Gemeinden nieder.


4.1 Schlussbemerkungen

Die Entwicklung einer Statistik der Tourismusinvestitionen ist eine Herausforderung. Die Investitionen und die touristischen ­Aktivitäten sind statistisch schwer fassbar. Ausserdem ist man auf Basisstatistiken angewiesen, die weder nach den spezifischen Konzepten noch für die Zwecke der Tourismusstatistik und der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung konzipiert ­wurden. Die vorgestellte Statistik hat in vieler Hinsicht explorativen Charakter. Ziel war es, eine Statistik zu entwickeln, die mit der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung kompatibel ist und den Bedürfnissen der potenziellen Nutzerkreise entspricht.

Die Arbeiten orientierten sich an zwei Hauptkriterien: Erstens musste eine enge Verbindung mit den Konzepten und publizierten Werten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung aufrechterhalten werden. Diesem Erfordernis wurde Rechnung getragen, indem als primäre Datenquelle die Baustatistik verwendet wurde, die auch in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zur Messung der Bauinvestitionen herangezogen wird. Zweitens wurde versucht, eine sachdienliche Statistik zu erstellen, indem man sich auf bestimmte, für die touristischen Aktivitäten zentrale Investitionen und auf ausgewählte Tourismusregionen konzentriert hat. Die Konzentration auf eine begrenzte Anzahl Anlagegüter und Regionen erleichterte die Schätzung der Tourismusinvestitionen, die sonst schwer zu identifizieren sind. Das Ergebnis ist die erste in der Schweiz veröffentlichte Statistik zu den Tourismusinvestitionen. Auch wenn sie nur einen Teil der Tourismusinvestitionen dokumentiert, schliesst sie eine Lücke und ergänzt die Informationen, die den verschiedenen Nutzerkreisen der monetären Tourismusstatistiken zur Verfügung stehen.

Die Statistik der Tourismusinvestitionen stellt langjährige Investitionsreihen für die Tourismusgemeinden und die Kantone Graubünden, Uri und Wallis bereit, die es erlauben, die Entwicklung der touristischen Investitionen in diesen Regionen zu analysieren. Obschon eine eher restriktive Definition der Tourismusgemeinden verwendet wurde, zeigt sich, dass diese Gemeinden erhebliche Investitionen in den Bau, insbesondere in die touristische Beherbergung, tätigen. Die Ergebnisse widerspiegeln auch die Zäsur, die 2013 mit der Umsetzung der Übergangsregelung zum Zweitwohnungsbau stattfand. In der Folge gingen die Investitionen der Tourismus­gemeinden in den Wohnungsneubau zurück, während die Investitionen in den touristischen Bauwerkkategorien zunahmen.

Trotz der erzielten Fortschritte ist die Statistik der Tourismusinvestitionen noch weit davon entfernt, einen Gesamtüberblick über die Tourismusinvestitionen in der Schweiz zu vermitteln. Abgesehen von ihrer beschränkten geografischen Reichweite deckt die Statistik in ihrer aktuellen Form nur die Bauinvestitionen ab: Die Ausrüstungsinvestitionen bleiben unberücksichtigt. Zwar legen die in mehreren europäischen Ländern publizierten Ergebnisse zu den Tourismusinvestitionen nahe, dass die Bauinvestitionen gewichtiger sind als die Ausrüstungsinvestitionen. Diese nicht zu berücksichtigen, stellt aber dennoch eine erhebliche Einschränkung dar. Nebst den Arbeiten, die unternommen werden müssen, um die Investitionen der Bergbahnunternehmen und die Investitionen in Zweitwohnungen besser zu erfassen und abzubilden, hat der Einbezug der Ausrüstungsinvestitionen bei der künftigen Weiterentwicklung der Statistik deshalb höchste Priorität.

Abkürzungsverzeichnis

BFS Bundesamt für Statistik
ESVG 2010 Europäisches System Volkswirtschaftlicher
Gesamtrechnungen 2010
GWR Eidgenössisches Gebäude- und Wohnungsregister
HESTA Beherbergungsstatistik
NOGA Allgemeine Systematik der Wirtschaftszweige
PASTA Parahotelleriestatistik
SECO Staatssekretariat für Wirtschaft
STATENT Statistik der Unternehmensstruktur
STATPOP Statistik der Bevölkerung und der Haushalte
TSA Satellitenkonto Tourismus
ZWG Zweitwohnungsgesetz

Bibliografie

Bundesamt für Statistik (2017), Raumgliederungen der Schweiz: Gemeindetypologie und Stadt/Land-Typologie 2012, Neuchâtel.

Bundesamt für Statistik (2018), Eidgenössisches Gebäude- und Wohnungsregister: Merkmalskatalog, version 4.1, Neuchâtel.

Eurostat (2014), Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 2010), Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg.

OECD et al. (2017), Tourism Satellite Account: Recommended Methodological Framework 2008, OECD Publishing, Paris.