Arbeitsvolumenstatistik (AVOL)
Arbeitsvolumenstatistik (AVOL)

Arbeitsvolumenstatistik (AVOL)

Entwicklung der Arbeitszeit 2010–2020

Zusammenfassung

Im Jahr 2020 arbeitete eine erwerbstätige Person in der Schweiz durchschnittlich 1495 Stunden. Im Vergleich zu 2010 nahm die Anzahl Stunden pro Jahr damit um 7,2% bzw. 13,8 Arbeitstage In der vorliegenden Studie wird die Jahresarbeitszeit (in Stunden) zur Umrechnung in Tage durch 8,4 geteilt. (Vollzeit) ab. In der vorliegenden Publikation wird die Arbeitszeitentwicklung zwischen 2010 und 2020 in zwei Zeitspannen unterteilt: vor und nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie.

Zwischen 2010 und 2019 verringerte sich die tatsächliche Jahresarbeitszeit pro erwerbstätige Person um 3,9% bzw.
7,4 Arbeitstage. Dieser Rückgang lässt sich mit der Zunahme der Teilzeitarbeit, der Ferien und bestimmter Abwesenheitsgründe sowie mit dem Rückgang der Überstunden erklären. Bei Männern ist der Rückgang stärker als bei Frauen (–5,2% bzw. –1,1%). Gleiches gilt für Schweizer Staatsangehörige gegenüber ausländischen Staatsangehörigen (–4,6% bzw. –3,2%) sowie für die Selbstständigerwerbenden (–8,4%) gegenüber den Arbeitnehmenden (–2,9%). Die Arbeitszeit von Personen mit Kindern zwischen 0 und 6 Jahren nahm deutlicher ab (–6,8%) als jene von Personen mit Kindern zwischen 7 und 14 Jahren (–3,7%) und von Personen ohne Kinder unter 15 Jahren (–4,1%). Nach Wirtschaftszweig betrachtet ist überall ein Rückgang zu verzeichnen. Am stärksten nahm die Arbeitszeit in den Branchen «Kunst, Unterhalt., priv. HH, sonst. DL» (–5,9%), «Land- und Forstwirtschaft» (–5,6%) und «Öffentliche Verwaltung» (–4,7%) ab.

Die Covid-19-Pandemie hatte 2020 erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Die Erwerbslosigkeit, die Kurzarbeit und die Zahl der Selbstständigerwerbenden mit Betriebseinschränkungen stiegen markant. Die Zunahme der Erwerbslosigkeit und der damit einhergehende leichte Rückgang der Anzahl Erwerbstätiger wirkten sich auf das Arbeitsvolumen aus, wenn auch nur in sehr geringem Ausmass vgl. Medienmitteilung «2020 wurden deutlich weniger Arbeitsstunden geleistet» vom 18. Mai 2020 . Zwischen 2019 und 2020 nahm die Arbeitszeit in der Schweiz um 3,4% ab, was hauptsächlich auf die steigende Anzahl Absenzen wegen Kurzarbeit oder Betriebseinschränkungen für Selbstständigerwerbende zurückzuführen war. Am deutlichsten fiel das Minus im Wirtschaftszweig «Gastgewerbe und Beherbergung» aus (–22,2%).

Im internationalen Vergleich hat die Arbeitszeit zwischen 2010 und 2020 sowohl in der Europäischen Union (–7,3%) als auch in der Eurozone (–8,3%) abgenommen. Verglichen mit den Nachbarländern fiel der Rückgang in der Schweiz stärker aus als in Deutschland (–6,6%), aber schwächer als in Italien (–12,3%), Österreich (–9,8%) und Frankreich (–9,0%).

1. Einleitung

Die Arbeitsvolumenstatistik (AVOL) des BFS liefert in der Regel Informationen zur tatsächlichen Jahresarbeitszeit pro Arbeitsstelle (Beschäftigung), nicht pro erwerbstätige Person. Dank dieses Ansatzes «nach Stelle» kann die Arbeitszeit nach Wirtschaftszweig und Erwerbsstatus dargestellt werden, was mit einem Ansatz «nach erwerbstätiger Person» problematisch wäre, da ein beträchtlicher Teil der Erwerbstätigen mehrere Tätigkeiten ausübt (7,8% im Jahr 2020).

Die vorliegende Analyse basiert auf dem Ansatz «nach erwerbstätiger Person». In der Zeitspanne 2010 bis 2020 war die Jahresarbeitszeit pro erwerbstätige Person durchschnittlich
6,5% höher als die Jahresarbeitszeit pro Arbeitsstelle. Diese Publikation befasst sich mit der Entwicklung der tatsächlichen Jahresarbeitszeit pro erwerbstätige Person über zehn Jahre sowie die wichtigsten Einflussfaktoren.

Die präsentierten Ergebnisse stammen aus der Arbeitsvolumenstatistik (AVOL), deren Hauptquelle die Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE) ist. Bei Personen mit mehreren Beschäftigungen werden in dieser Erhebung die Arbeitsstunden der Haupttätigkeit und der ersten Nebentätigkeit separat erfasst.

2. Entwicklung der Arbeitszeit 2010–2020

Nahezu 14 Arbeitstage weniger als vor zehn Jahren

In den meisten europäischen Ländern hat die tatsächliche Jahresarbeitszeit pro erwerbstätige Person innert zehn Jahren laufend abgenommen, was hauptsächlich auf die Zunahme der Teilzeitarbeit zurückzuführen ist. In der Schweiz belief sich der Rückgang zwischen 2010 und 2019 auf 3,9%. Zwischen 2019 und 2020 verringerte sich die Jahresarbeitszeit infolge der Covid-19-Pandemie nochmals deutlich um 3,4%.

Innert zehn Jahren sank die Jahresarbeitszeit pro erwerbstätige Person von 1610 auf 1495 Stunden, was einem Minus von 13,8 Arbeitstagen pro Jahr entspricht. Zwischen 2010 und 2019 belief sich der Rückgang auf 7,4 Tage, im Zuge der Covid-19-Pandemie zwischen 2019 und 2020 nahm die Jahresarbeitszeit um weitere 6,4 Tage ab.

Die Jahresarbeitszeit der Männer hat seit 2010 um elfeinhalb Tage mehr abgenommen als jene der Frauen

Zwischen 2010 und 2019 nahm die tatsächliche Jahresarbeitszeit bei den Männern um 5,2% ab (von 1845 auf 1750 Stunden pro Jahr), bei den Frauen lediglich um 1,1% (von 1322 auf 1308 Stunden pro Jahr). Zwischen 2019 und 2020 ging die Jahresarbeitszeit bei Männern und Frauen gleich stark zurück (–3,5%).

In Arbeitstagen ausgedrückt arbeiteten Männer im Jahr 2020 rund 18,5 Tage weniger als 2010, Frauen lediglich 7,0 Tage weniger.

Bei Schweizer Staatsangehörigen ging die Arbeitszeit stärker zurück als bei ausländischen – bis zur Covid-19-Pandemie

Zwischen 2010 und 2019 verringerte sich die Jahresarbeitszeit bei Schweizerinnen und Schweizern stärker (–4,6% bzw. –8,7 Arbeitstage) als bei ausländischen Staatsangehörigen (–3,2% bzw. –6,5 Arbeitstage).

Im Zuge der Covid-19-Pandemie kehrte sich die Situation 2020 um und Ausländerinnen und Ausländer verzeichneten eine deutlichere Abnahme (–5,2% bzw. –10,1 Arbeitstage) als Schweizer Staatsangehörige (–2,6% bzw. –4,6 Arbeitstage). Über den gesamten Beobachtungszeitraum betrachtet ging die Arbeitszeit bei ausländischen Staatsangehörigen etwas deutlicher zurück (–8,3%) als bei schweizerischen (–7,1%).

Die Arbeitsstunden bei Selbstständigerwerbenden sind stark zurückgegangen

Zwischen 2010 und 2019 verringerte sich die Differenz zwischen der Jahresarbeitszeit von Selbstständigerwerbenden und von Arbeitnehmenden (bei mehreren Stellen gilt der Status der Haupterwerbstätigkeit) um 6,6 Prozentpunkte von 15,5% auf 8,9%. Zwischen 2019 und 2020 vergrösserte sich dieser Unterschied wieder auf 12,4%, da im Zuge der Covid-19-Pandemie die Arbeitszeit der Arbeitnehmenden stärker zurückging.

Über das ganze Jahrzehnt hin betrachtet hat die Arbeitszeit bei den Selbstständigerwerbenden stärker abgenommen
(–9,4% bzw. 20,5 Arbeitstage) als bei den Arbeitnehmenden (–6,9% bzw. 13,1 Arbeitstage).

Die Jahresarbeitszeit sinkt in allen Wirtschaftszweigen

Die Daten für den Wirtschaftszweig «Erziehung und Unterricht» sind in der vorliegenden Studie nicht aufgeführt, da die Komponente der Arbeitszeit schwer zu erheben ist. Sie wurden in der Gesamtsumme jedoch eingerechnet.

Im von der Covid-19-Pandemie geprägten Jahr 2020 sank die tatsächliche Jahresarbeitszeit gegenüber dem Vorjahr im Wirtschaftszweig «Gastgewerbe und Beherbergung» besonders deutlich (–22,2%). Darauf folgen «Kunst, Unterhalt., priv. HH, sonst. DL» (–9,9%), «Verkehr und Lagerei» (–5,4%) sowie «Handel, Reparaturgewerbe» (–4,6%). In den Wirtschaftszweigen «Land- und Forstwirtschaft», «Finanz- und Versicherungswesen» und «Öffentliche Verwaltung» nahm die Arbeitszeit dagegen zu
(+2,8% bzw. +2,1% und +0,3%).


Die Arbeitsstunden sind bei den Personen mit kleinen Kindern stark rückläufig

Die Arbeitszeit von Personen mit Kindern zwischen 0 und 6 Jahren nahm zwischen 2010 und 2019 deutlicher ab (–6,8%) als jene von Personen mit Kindern zwischen 7 und 14 Jahren (–3,7%) und Personen ohne Kinder unter 15 Jahren (–4,1%). Diese Abnahmen wurden durch die Covid-19-Pandemie 2020 noch verstärkt
(–3,6% bzw. –2,9% und –2,8%).

Insgesamt arbeiteten Erwerbstätige mit Kindern zwischen
0 und 6 Jahren 18,7 Tage weniger als zehn Jahre zuvor, bei den Personen mit Kindern zwischen 7 und 14 Jahren und jenen ohne Kinder unter 15 Jahren waren es 12,2 bzw. 13,2 Tage weniger.


3. Wichtigste Einflussfaktoren für den
Arbeitszeitrückgang in der Schweiz

Zahlreiche Faktoren beeinflussten den Rückgang der Arbeitszeit in der Schweiz zwischen 2010 und 2019: die Zunahme der Teilzeit und der Anzahl Ferientage, der Anstieg bestimmter Abwesenheitsgründe sowie die Abnahme der Überstunden. Zwischen 2019 und 2020 waren die rückläufigen Arbeitsstunden hauptsächlich auf Kurzarbeit sowie «andere Gründe» (z.B. Quarantäne oder Betriebseinschränkungen bei Selbstständigerwerbenden im Rahmen der Covid-19-Pandemie) zurückzuführen.

Die Teilzeitarbeit nimmt bei Männern und Schweizer Staatsangehörigen stark zu

Teilzeitarbeit ist bei Frauen deutlich stärker verbreitet als bei Männern: 2020 arbeiteten 58,3% der erwerbstätigen Frauen Teilzeit (Beschäftigungsgrad von weniger als 90%), das sind 0,9 Prozentpunkte mehr als vor zehn Jahren. Bei den Männern hat der Teilzeitanteil seit 2010 um 4,7 Punkte auf 17,9% zugenommen. Der hohe Teilzeitanteil bei den Frauen ist neben der unterschiedlichen Verteilung der Frauen und Männer in den verschiedenen Wirtschaftszweigen auch der Grund für die höhere Jahresarbeitszeit der Männer. Dass die Arbeitsstunden bei den Männern in den letzten zehn Jahren deutlicher gesunken sind als bei den Frauen, ist wiederum auf die stärkere Zunahme der Teilzeitarbeit bei den Männern zurückzuführen.

Nach Nationalität betrachtet war der Teilzeitanteil bei Schweizer Staatsangehörigen höher (2020: 41,3%) als bei Ausländerinnen und Ausländern (26,0%). Innert zehn Jahren hat der Anteil zudem bei ersteren markanter zugenommen
(+4,7 Prozentpunkte) als bei letzteren (+2,6 Prozentpunkte). Deshalb hat sich die Arbeitszeit bei Schweizerinnen und Schweizern deutlicher verringert als bei ausländischen Staatsangehörigen.

Die Anzahl Ferienwochen nimmt weiterhin tendenziell zu

Gemäss Schweizer Gesetzgebung ist die Mindestanzahl der jährlichen Ferienwochen für Arbeitnehmende bis zum 20. Altersjahr auf fünf Wochen und anschliessend auf vier Wochen festgelegt. Darüber hinaus gewähren zahlreiche Unternehmen und Gesamtarbeitsverträge den Arbeitnehmenden ab 50 Jahren mindestens fünf Wochen Ferien.

Zwischen 2010 und 2020 stieg die Zahl der vertraglich festgelegten Ferienwochen bei den Vollzeitarbeitnehmenden um
0,8 Ferientage von 5,0 auf 5,2 Wochen pro Jahr. Bei den Selbstständigerwerbenden nahmen die Ferientage etwas deutlicher zu. Umgerechnet in Wochen stiegen sie um 1,4 Tage von 3,3 auf
3,6 Ferienwochen.

Seit entsprechende Daten erhoben werden (1996), hat die Anzahl Ferienwochen tendenziell zugenommen und zur Verringerung der Arbeitszeit beigetragen. 2020 wurden aufgrund der Covid-19-Pandemie deutlich weniger Ferien bezogen als in den Vorjahren (3,9 Wochen pro vollzeitarbeitnehmende Person 2020). Ohne diesen Rückgang wäre die tatsächliche Jahresarbeitszeit zwischen 2019 und 2020 noch stärker gesunken.

Historische Zunahme der Kurzarbeit im Jahr 2020

Zwischen 2010 und 2019 machten gesundheitsbedingte Absenzen (Krankheit/Unfall) jeweils den grössten Anteil der jährlichen Absenzendauer aus (2019: 68,2%). Sie stiegen in dieser Zeitspanne von 46 auf 49 Stunden pro Jahr, d.h. um 6,1%. 2020 nahm die Absenzendauer markant zu (2020: 58 Stunden).

Die Absenzen der Arbeitnehmenden infolge Kurzarbeit entwickelten sich zwischen 2010 und 2019 kaum und blieben auf tiefem Niveau (2010: 3 Stunden). Aufgrund der Covid-19-Pandemie wurde 2020 eine historische Zunahme verzeichnet
(2020: 72 Stunden pro erwerbstätige Person pro Jahr). Kurzarbeit war denn auch der häufigste Abwesenheitsgrund im Jahr 2020 (38,8%; gesundheitsbedingte Absenzen: 31,1%).

Die Absenzen wegen Militär- oder Zivildienst, Mutterschaftsurlaub, schlechtem Wetter, Arbeitskonflikten oder aus persönlichen/familiären Gründen veränderten sich in den letzten zehn Jahren nur geringfügig (vgl. Grafik G8).

Die jährliche Absenzendauer aus «anderen Gründen» blieb zwischen 2010 (13 Stunden) und 2019 (8 Stunden) nahezu unverändert, bevor sie 2020 signifikant anstieg (41 Stunden). Hauptfaktoren für diese Zunahme waren Quarantänen sowie Betriebseinschränkungen bei Selbstständigerwerbenden aufgrund der Covid-19-Pandemie.

Weniger Überstunden als vor zehn Jahren

Die rückläufigen Überstunden Die Überstunden wurden lediglich für die Haupterwerbstätigkeit erhoben. trugen ebenfalls zur Abnahme der tatsächlichen Arbeitsstunden in den letzten zehn Jahren bei. Zwischen 2010 und 2019 sank die Zahl der jährlichen Überstunden von 41 auf 35 Stunden pro erwerbstätige Person, was einem Rückgang von 14,6% entspricht. Trotz der Volatilität in einigen Branchen nahmen die Überstunden zwischen 2010 und 2019 in den meisten Wirtschaftszweigen ab. Die stärksten Rückgänge verzeichneten die Wirtschaftszweige «Öffentliche Verwaltung» (–25,8%) sowie «Kredit- und Versicherungsgewerbe» (–23,2%). In den Wirtschaftszweigen «Gastgewerbe und Beherbergung» sowie «Kunst, Unterhalt., priv. HH, sonst. DL» nahmen die Überstunden um 10,9% bzw. 16,6% zu.

Zwischen 2019 und 2020 blieb die Anzahl Überstunden stabil bei 35 Stunden. Die rückläufigen Überstunden in den von der Covid-19-Pandemie stark betroffenen Wirtschaftszweigen wurden durch Zunahmen in kaum betroffenen Branchen ausgeglichen (vgl. G10). In den Wirtschaftszweigen «Land- und
Forstwirtschaft» (+22,3%), «Öffentliche Verwaltung» (+8,5%), «Gesundheits- und Sozialwesen» (+8,4%) und «Immobilien, sonst. wirtschaftliche DL» (+7,2%) stiegen die Überstunden am stärksten an. Am anderen Ende der Rangliste registrierten die Wirtschaftszweige «Kunst, Unterhalt., priv. HH, sonst. DL» (–15,8%), «Information und Kommunikation» (–14,7%), «Gastgewerbe und Beherbergung» (–11,3%) und «Handel, Reparaturgewerbe» (–10,7%) das grösste Minus. Mit Ausnahme des Wirtschaftszweigs «Information und Kommunikation» handelt es sich dabei um die Branchen, die von der Pandemie am stärksten betroffen waren und eine sehr starke Arbeitszeitabnahme verbuchten.


4. Jahresarbeitszeit im internationalen Vergleich

Die OECD veröffentlicht einen internationalen Vergleich der durchschnittlichen Jahresarbeitszeit pro erwerbstätige Person. Anhand dieser Daten können die Trends in verschiedenen Ländern im Zeitverlauf verglichen werden. Ein Direktvergleich des Arbeitsvolumens für ein bestimmtes Jahr ist dagegen aufgrund der unterschiedlichen Datenquellen und Berechnungsmethoden nicht möglich.

Rückgang um 14 Arbeitstage innert zehn Jahren in der EU

Von 2010 bis 2020 sank die durchschnittliche Anzahl jährlich geleisteter Arbeitsstunden pro erwerbstätige Person in der EU von 1632 auf 1513, was einem Rückgang von 7,3% bzw.
14,2 Arbeitstagen entspricht. Diese Werte sind fast identisch mit der Abnahme in der Schweiz (–7,2%).

In der Schweiz wirkte sich die Covid-19-Pandemie weniger deutlich auf die Arbeitsstunden aus als in der EU (2019–2020: –3,4% gegenüber –5,0%). Da jedoch die Arbeitszeit in der Schweiz zwischen 2010 und 2019 stärker zurückging als in der EU (–3,9% gegenüber –2,4%), verringerte sie sich über zehn Jahre hinweg etwa gleich stark.

In den Nachbarländern der Schweiz war die Entwicklung zwischen 2010 und 2020 unterschiedlich: Italien lag mit einem Minus von 12,3% an dritter Stelle hinter Malta und der Slowakei. Österreich (–9,8%) und Frankreich (–9,0%) verbuchten ebenfalls überdurchschnittliche Rückgänge, während Deutschland (–6,6%) unter dem europäischen Durchschnitt lag.

In Grafik G12 ist die Entwicklung der Jahresarbeitszeit pro erwerbstätige Person in Arbeitstagen ausgedrückt. Der Rückgang der Arbeitszeit über zehn Jahre lässt sich ermitteln, indem die Unterschiede zwischen 2010–2019 und 2019–2020 addiert werden.

Vereinigtes Königreich stark von der Covid-19-Pandemie betroffen

Zwischen 2019 und 2020 sank die tatsächliche Jahresarbeitszeit pro erwerbstätige Person in allen betrachteten Ländern mit Ausnahme von Rumänien (+0,2%). Am stärksten war der Rückgang im Vereinigten Königreich (–11,1%), in Griechenland (–10,0%), in Malta (–9,7%) und in Italien (–9,1%). Die schwächsten Abnahmen verbuchten Kroatien (–0,2%), Finnland (–0,5%) und Polen (–0,8%). In der Schweiz fiel der Rückgang schwächer aus als in ihren Nachbarländern.

Arbeitsvolumenstatistik (AVOL)

Bei der AVOL handelt es sich um eine Synthesestatistik, die auf der Grundlage von Daten der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) und anderer Quellen erstellt wird. Hauptziel der AVOL ist die Erfassung der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden in der gesamten Schweizer Volkswirtschaft.

Berücksichtigt werden alle Personen, die im Referenzjahr:

– als Selbstständige oder als Arbeitnehmende mindestens eine Stunde gegen Entlöhnung gearbeitet haben;

oder

– ohne Entlöhnung im Familienbetrieb mitgearbeitet haben.

Die tatsächliche Arbeitszeit entspricht der Normalarbeitszeit (vertraglich festgelegte Arbeitsstunden der Arbeitnehmenden und übliche Arbeitsstunden der Selbstständigerwerbenden) plus Überstunden minus Absenzen.

Schweizerische Arbeitskräfteerhebung

Die SAKE ist eine telefonische Stichprobenerhebung bei den Haushalten, die seit 1991 jährlich vom Bundesamt für Statistik (BFS) durchgeführt wird. Sie beschreibt die Struktur und die Entwicklung der Erwerbsbevölkerung sowie das Erwerbsverhalten in der Schweiz. Das BFS sorgt für die internationale Vergleichbarkeit der Ergebnisse und stützt sich dabei auf die Empfehlungen des Internationalen Arbeitsamtes (ILO) sowie auf die Normen von Eurostat zu den Arbeitskräfteerhebungen. Von 1991 bis 2009 erfolgte die Befragung nur im 2. Quartal. Gemäss dem bilateralen Statistikabkommen zwischen der Schweiz und der EU wird die SAKE heute kontinuierlich geführt, um Quartalsindikatoren zum Arbeitsangebot zu produzieren. Die SAKE wird von einem privaten Marktforschungsinstitut im Auftrag des BFS durchgeführt. Die jährliche Basisstichprobe umfasst seit 2010 rund 100 000 Interviews pro Jahr. Sie wird ergänzt durch eine Spezialstichprobe von rund 20 000 Interviews mit Ausländerinnen und Ausländern. Grundgesamtheit der SAKE ist die ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren. Die gleichen Personen können dank eines rotierenden Panels in einem Zeitraum von 15 aufeinanderfolgenden Monaten viermal befragt werden.

Veränderung der tatsächlichen Jahresarbeitszeit pro erwerbstätige Person im internationalen Vergleich

OECD

T1

Entwicklung 2010–2019 Entwicklung 2019–2020 Entwicklung 2010–2020
Veränderung, in % Differenz, in Tagen1 Veränderung, in % Differenz, in Tagen1 Veränderung, in % Differenz, in Tagen1
Schweiz –3,9% –7,4 –3,4% –6,4 –7,2% –13,8
Eurozone (EZ19) –2,3% –4,4 –6,2% –11,4 –8,3% –15,8
EU –2,4% –4,6 –5,0% –9,5 –7,3% –14,2
Belgien 0,1% 0,2 –6,0% –11,3 –5,9% –11,1
Bulgarien 0,0% 0,0 –2,4% –4,8 –2,4% –4,8
Tschechien –0,8% –1,8 –4,4% –9,4 –5,2% –11,2
Dänemark –2,9% –4,9 –2,5% –4,2 –5,3% –9,0
Deutschland –3,0% –5,1 –3,7% –6,1 –6,6% –11,2
Estland –4,1% –8,8 –3,3% –6,8 –7,3% –15,6
Irland 2,9% 6,0 –1,4% –3,0 1,5% 3,0
Griechenland –0,6% –1,3 –10,0% –22,9 –10,5% –24,2
Spanien –1,1% –2,2 –6,5% –13,2 –7,5% –15,3
Frankreich –1,9% –3,5 –7,2% –13,0 –9,0% –16,4
Kroatien –5,4% –12,4 –0,2% –0,5 –5,6% –12,9
Italien –3,5% –7,4 –9,1% –18,6 –12,3% –26,0
Zypern –2,2% –4,8 –5,9% –12,7 –8,0% –17,5
Lettland –3,6% –7,3 –3,3% –6,4 –6,8% –13,7
Litauen –1,9% –3,8 –4,2% –8,3 –6,0% –12,1
Luxemburg –0,7% –1,3 –5,2% –9,4 –5,9% –10,7
Ungarn –2,5% –5,3 –3,6% –7,4 –6,0% –12,6
Malta –5,3% –13,5 –9,7% –23,3 –14,5% –36,8
Niederlande 1,4% 2,4 –2,8% –4,9 –1,5% –2,5
Österreich –2,8% –5,1 –7,2% –13,0 –9,8% –18,1
Polen –2,7% –6,0 –0,8% –1,8 –3,5% –7,7
Portugal –0,1% –0,1 –7,6% –15,7 –7,6% –15,8
Rumänien –2,7% –6,0 0,2% 0,5 –2,5% –5,5
Slowenien –4,7% –9,4 –5,4% –10,3 –9,9% –19,7
Slowakei –6,3% –13,5 –7,1% –14,3 –12,9% –27,7
Finnland –2,9% –5,5 –0,5% –1,0 –3,4% –6,4
Schweden –2,2% –3,8 –1,9% –3,3 –4,0% –7,1
EFTA/UK
Island –3,1% –5,7 –3,0% –5,4 –6,1% –11,1
Norwegen –1,0% –1,6 –0,9% –1,5 –1,9% –3,1
Ver. Königreich 2,0% 3,6 –11,1% –20,2 –9,3% –16,7

1In dieser Tabelle wird die Jahresarbeitszeit (in Stunden) zur Umrechnung in Tage durch 8,4 geteilt.

Quelle: OECD (2021), Heures travaillées (Indikator). doi: 10.1787/90b614ce-fr (nur Französisch; eingesehen am 24. Juni 2021)

© BFS 2021

Arbeitsvolumenstatistik (AVOL)

Entwicklung der Arbeitszeit 2010–2020

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