
Geflügel im Trend
Das Nutzgeflügel in der Schweiz
Die Geflügelhaltung ist ein wachsender Betriebszweig und macht heute 6% des Gesamtproduktionswerts der Schweizer Landwirtschaft aus. 2019 betrug der Geflügelbestand in der Schweiz 11,9 Millionen Tiere, davon 11,8 Millionen Hühner. Soviel wie noch nie. 2019 produzierten die Legehennen über eine Milliarde Eier. Die im Inland produzierten Hühnereier deckten den inländischen Verbrauch zu 56%. Der Eierkonsum 2019 betrug 12,5 kg pro Person oder rund 200 Eier. Der Konsum von Geflügelfleisch belief sich auf 10,7 kg pro Person und Jahr, was etwa 90 Pouletschnitzeln entspricht. Beim Geflügelfleisch betrug der Selbstversorgungsgrad 58%. Das Wachstum der Produktion von Geflügelfleisch und Eiern führte beim Konsum zu einem höheren Inlandanteil.
Mehr Geflügel in weniger
Landwirtschaftsbetrieben
Die Haltung von Nutzgeflügel erlebt einen Boom mit derzeit 11,9 Millionen Tieren (G1). Dies bedeutet den Höchststand seit Beginn der Erhebung des Geflügels in der Agrarstatistik. In der Tierzählung von 1918 betrug der Geflügelbestand 2,9 Millionen Tiere. Seither wächst er und nahm besonders markant zwischen 1996 und 2019 zu. In dieser Zeit verdoppelte sich der Bestand beinahe. Er erlitt durch das Risiko der Vogelgrippe 2006 einen kurzzeitigen Einbruch, stieg aber anschliessend weiterhin an.

Geflügel, insbesondere Hühner gehörten schon immer zu einem Schweizer Bauernhof. Die Eier dienten hauptsächlich der Selbstversorgung des Betriebs. 1975 hatte fast jeder zweite Landwirtschaftsbetrieb Geflügel, 2019 war es nur noch jeder vierte.
Während der Geflügelbestand zunahm, entwickelte sich die Anzahl Landwirtschaftsbetriebe mit Geflügelhaltung entgegengesetzt. Immer weniger Betriebe sind in der Geflügelhaltung tätig. Von 49 000 Betrieben im Jahr 1975 ging die Anzahl auf 21 000 im Jahr 2000 und auf 14 000 im Jahr 2019 zurück. Dies zeigt den starken Strukturwandel in diesem Betriebszweig auf.
Durch die Abnahme der Betriebe mit Geflügel und der Zunahme des gesamten Geflügelbestandes nahm die Anzahl Tiere pro Betrieb von 128 im Jahr 1975 auf 870 im Jahr 2019 zu. Diese Konzentration auf grössere Bestände ist ein Indiz für eine starke Spezialisierung der Geflügelhaltung. 2019 wurden 78% der Betriebe mit Geflügel hauptberuflich und 22% nebenberuflich geführt.
Von 7300 Biobetrieben in der Schweiz hielten 2400, beziehungsweise rund ein Drittel, Geflügel. Der Bioanteil an den Geflügelbetrieben ist in den letzten zehn Jahren am Wachsen. Er betrug im Jahr 2000 knapp 10% und 2019 bereits 18%, während im gesamtschweizerischen Durchschnitt 15% aller Landwirtschaftsbetriebe Biobetriebe sind.

Stärkere Zunahme der Mastpoulets
als der Legehennen
Die Geflügelhaltung konzentriert sich auf das Mittelland (G2). Am meisten Geflügel gibt es in den Kantonen Freiburg, Bern und Waadt. Von den 11,9 Millionen Tieren sind 8 Millionen in der Talregion und 3 Millionen in der Hügelregion. In der Bergregion sind es rund 0,8 Millionen.
Der grösste Teil des Geflügels machen die Hühner mit 11,8 Millionen aus (T1). Der Hühnerbestand setzt sich aus Hennen und Hähne zur Bruteierproduktion, Hennen zur Konsumeierproduktion sowie Mastpoulets zusammen. Inbegriffen sind die jeweiligen Jungtiere, beziehungsweise Küken.
Geflügelbestand 1 2019T1
Hühner | 11 828 900 |
davon Legehennen, Zuchthennen und Zuchthähne | 3 485 700 |
davon Mastpoulets | 7 101 100 |
Truten | 75 100 |
Enten | 4 500 |
Gänse | 2 900 |
Strausse | 700 |
übriges Geflügel 2 | 12 800 |
1 Bestand am 1. Januar
2
Wachteln, Perlhühner, Emus, Rebhühner, Pfauen, Fasanen usw.
Quelle: BFS – Landwirtschaftliche Strukturerhebung
© BFS 2021
Sowohl die Anzahl der Kategorie Legehennen, Zuchthennen und Zuchthähne wie auch der Mastpoulets nahm seit 1975 zu (G3). 1975 gab es noch mehr Tiere der ersten Kategorie als Mastpoulets. Dies änderte sich Ende der 1980er Jahre indem die Anzahl Mastpoulets stärker zunahm als diejenige der Legehennen, Zuchthennen und Zuchthähne. 2019 gab es mehr als doppelt so viele Mastpoulets (7,1 Millionen) als Legehennen, Zuchthennen und Zuchthähne (3,5 Millionen). Diese verteilten sich auf 12 200 Betriebe (durchschnittlich 280 Hühner pro Betrieb). Die Mastpoulets konzentrierten sich auf weniger Betriebe, nämlich 970 mit durchschnittlich 7300 Tieren pro Betrieb.

Die Trutenmast erreichte 1997 den Höchststand mit 184 000 Tieren. Anschliessend wurde sie reduziert, besonders markant ab 2006, weil ein grosser Schlachtbetrieb die Schlachtung und Verarbeitung von Trutenfleisch Mitte 2007 einstellte. 2008 gab es nur noch 54 000 Truthähne in der Schweiz. Seither steigt die Anzahl wieder, so dass 2019 193 Betriebe rund 75 000 Truthähne mästeten.
Die Haltung von übrigem Geflügel gilt auch als Nische auf Landwirtschaftsbetrieben. So haben 673 Betriebe Enten, 671 Betriebe Gänse und 21 Betriebe Strausse.
Das Geflügelfutter besteht zu 63% aus Weizen, Körnermais und Reis, zu 27% aus Ölsaaten (Sojakuchen) und zu 10% aus anderen Futtermitteln (Anteil in Trockensubstanz). Im Jahr 2000 war 56% dieses Futters aus dem Inland. Mit der Zunahme des Geflügelbestandes ist der Anteil der inländischen Futtermittel zurückgegangen. Im Jahr 2018 lag der Inlandanteil nur noch bei 29%.
Die Entwicklung des Geflügelbestandes zeigt sich auch im Stickstoffanfall im Hofdünger. 1990 stammten 3900 Tonnen, bzw. 2.6% des Stickstoffs des gesamten Hofdüngers aus der Geflügelhaltung. 2018 stieg diese Stickstoffmenge auf 6600 Tonnen bzw. 5% des gesamten Hofdüngers an.
Nutzgeflügel
Geflügel wird in Bodenhaltung oder mit einem zusätzlichen Ausgang in einen Wintergarten oder auf eine Weide gehalten. Käfighaltung ist 1981 mit einer zehnjährigen Übergangsphase verboten worden. In Biobetrieben sind die Bestände kleiner, das Platzangebot ist grösser und das Futter ist aus biologischem Anbau.
Legehennen beginnen im Alter von ca. 5 Monaten Eier zu legen. Die Mehrheit der Hennen legt ein knappes Jahr lang Eier. Ein kleiner Teil der Hennen produziert rund 1,2 Jahre ohne Mauser oder bleibt 1,5 bis 2 Jahre in Produktion mit einer Mauser. Ein Huhn legt in seinem Leben durchschnittlich 320 Eier. 2019 hatten rund 80% der Legehennen regelmässigen Auslauf ins Freie.
Mastpoulets kommen als Eintagesküken auf den Mastbetrieb. Innert rund 36 Tagen wachsen sie zu einem etwas mehr als zwei Kilogramm schweren Poulet (Lebendgewicht) heran. Rund 8% der Poulets sind langsamer wachsende Bio- oder Freilandpoulets. Sie werden in rund 60 Tagen ca. 1,8 kg schwer.
Über eine Milliarde Eier
Vor zehn Jahren (2009) wurden 747 Millionen Eier produziert. Seither nahm die Produktion zu, so dass im Jahr 2018 die Milliardengrenze überschritten wurde. 2019 legten die rund 3 Millionen Legehennen über 1,033 Milliarden Eier. Davon gelangten 95% in den Verkauf. Die übrigen Eier dienten als Bruteier oder der Selbstversorgung der landwirtschaftlichen Haushalte.
In der Lebensmittelverarbeitung sind Eier eine viel verwendete Zutat. Sie dienen auch als Flüssigei oder Eipulver der Zubereitung von Backwaren, Teigwaren, Desserts, Mayonnaise und weiteren Produkten.
Die im Inland produzierten Hühnereier deckten den inländischen Verbrauch zu 56% (Selbstversorgungsgrad 2019). Die Eierproduktion war teilweise nur mit importierten Futtermitteln möglich. Importeier stammen vorwiegend aus den Niederlanden und Deutschland.
In der Europäischen Union weisen Frankreich mit 68 Millionen sowie Niederlande und Spanien mit je rund 56 Millionen Tieren am meisten Legehennen auf (2016). Darauf folgt Deutschland mit rund 53 Millionen Legehennen.
Zunahme des inländischen Geflügelfleischs
2019 wurden rund 100 000 Tonnen Geflügelfleisch im Inland produziert. Das sind 53% mehr als zehn Jahre zuvor.
Der Inlandanteil (Selbstversorgungsgrad) hat in zehn Jahren von 47% (2009) auf 58% (2019) zugenommen. Somit wird etwas mehr als die Hälfte des Verbrauchs an Geflügelfleisch im Inland produziert, wobei dies teilweise auf importierten Futtermitteln basiert. Die wichtigsten Herkunftsländer von Geflügelfleisch sind Brasilien, Deutschland, Frankreich und Ungarn.
Weltweit sind die USA, China und Brasilien die grössten Geflügelfleischproduzenten. Die Europäische Union produzierte im Jahr 2018 15,2 Millionen Tonnen Geflügelfleisch.
Eier und Fleisch während der vom Bundesrat in Zusammenhang mit Covid-19 erklärten «ausserordentlichen Lage» im Frühjahr 2020
Die Schliessung der Gastronomie und der Grenzen führten zu einem deutlichen Anstieg der Nachfrage im Detailhandel. Das Einkaufsverhalten der Privathaushalte veränderte sich.
Während der «ausserordentlichen Lage» war der Eierabsatz um 23% höher als in derselben Periode im Vorjahr (Vergleich April 2019 mit April 2020). Bioeier erreichten 18% mehr Absatz als im Vorjahr. Wären sie nicht zeitweise ausverkauft gewesen, wäre der Absatz vermutlich noch höher gewesen.
28% mehr Fleisch (Total) wurde im April 2020 abgesetzt gegenüber dem selben Monat im Vorjahr. Bei Biofleisch waren es 22% mehr.
In der Landwirtschaft werden 6 von 100 Franken durch Geflügel und Eier generiert
Der Produktionswert der Schweizer Landwirtschaft lag 2020 bei 11,4 Milliarden Franken (Schätzung). 5,7 Milliarden Franken machte die tierische Produktion aus, wovon 291 Millionen Franken die Eierproduktion und 353 Millionen Franken das Mastgeflügel hergaben (G4). Ihr Anteil am gesamten Produktionswert der Landwirtschaft betrug 6%. Ein kleiner Anteil verglichen mit dem Produktionswert der Milchproduktion von 2,5 Milliarden Franken, die 22% der Produktion ausmachte.

Ab den 2000er-Jahren überholte der Produktionswert des Mastgeflügels die Eierproduktion.
Konsum
Geflügelfleisch und Eier haben in einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung einen wichtigen Platz. Sie liefern Proteine und weitere wertvolle Nährstoffe, wie Eisen und Vitamine. Geflügelfleisch ist zudem als fettarmes Fleisch beliebt. Gemäss dem 6. Schweizerischen Ernährungsbericht (BLV) wird täglich ein proteinreiches Lebensmittel empfohlen. Dies bedeutet für eine erwachsene Person beispielsweise ein Äquivalent von 100–120 g Fleisch oder zwei bis drei Eiern pro Tag.
Datenherkunft
BFS – Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (LGR); BFS – Landwirtschaftliche Strukturerhebungen und Betriebszählungen; BFS – Stickstoffbilanz, nach Methode OECD; Agristat, Schweizer Bauernverband – Nahrungsmittelbilanz, Futtermittelbilanz, pflanzliche und tierische Produktion; Aviforum; BLV – 6. Schweizerischer Ernährungsbericht; BLW – Marktbeobachtung; Eidgenössische Zollverwaltung – Aussenhandelsstatistik; Eurostat
Mehrzwecknutzung der landwirtschaftlichen
Strukturdaten
Die Daten zum Nutzgeflügelbestand stammen aus der «Koordinierten Landwirtschaftlichen Betriebsdatenerhebung», die zur Berechnung der Direktzahlungen an die Landwirtschaft jährlich durchgeführt wird. Sie dient agrarpolitischen Zwecken und kann für die Statistik sowie für die Überwachung und Bekämpfung von Tierseuchen verwendet werden.
Produktionsstatistik
Die Produktion von Geflügelfleisch und Eiern wird von Agristat basierend auf Angaben der Geflügel- und Eierbranche berechnet.
Die wichtigsten Zahlen zum Nutzgeflügel, 2019T2
Betriebe mit Nutzgeflügel | 14 000 |
Eierproduktion (inklusive Bruteier) | 1,033 Milliarden Eier |
Eier je Legehenne (Lebensleistung) | 320 |
Mastgeflügel, Schlachtgewicht | 99 800 Tonnen |
davon Mastpoulets, Schlachtgewicht | 96 500 Tonnen |
Produktionswert Eierproduktion (2020) | 291 Millionen Franken |
Produktionswert Geflügel (2020) | 353 Millionen Franken |
Import Geflügelfleisch | 193 Millionen Franken |
Export Geflügelfleisch | 5 Millionen Franken |
Import Eier (in der Schale, ohne Schale, frisch und gekocht) | 79 Millionen Franken |
Export Eier (in der Schale, ohne Schale, frisch und gekocht) | 1 Millionen Franken |
Verbrauch Eier pro Person und Jahr | 200 |
Verbrauch Geflügelfleisch pro Person und Jahr | 10,7 kg |
Selbstversorgungsgrad 1 Eier: Inlandproduktion in % des Verbrauchs (Energie) | 56% |
Selbstversorgungsgrad1 Geflügelfleisch: Inlandproduktion in % des Verbrauchs (Energie) | 58% |
1 Selbstversorgungsgrad brutto: Anteil der einheimischen landwirtschaftlichen Produktion einschliesslich der mit importierten Futtermitteln produzierten Nahrungsmittel am Gesamtverbrauch an Nahrungsmitteln (in Bezug auf verwertbare Energie).
Quellen: BFS –Landwirtschaftliche Gesamtrechnung, Landwirtschaftliche Strukturerhebung; Agristat – Nahrungsmittelbilanz, pflanzliche und tierische Produktion; BLW – Marktbeobachtung; EZV – Aussenhandelsstatistik
© BFS 2021
Der Eierkonsum 2019 (G5) betrug 12,5 kg pro Person oder rund 200 Eier (à 60,24 g). Der Konsum von Geflügelfleisch belief sich im selben Jahr auf 10,7 kg pro Person, was etwa 90 Pouletschnitzeln à 120 g entspricht. Das sind 22% des gesamten konsumierten Fleisches. Der Verbrauch von Geflügelfleisch ist zwischen 2009 und 2019 um 13% angestiegen. In dieser Zeitspanne wurde vor allem mehr Schweizer Geflügelfleisch verzehrt.
